Osteopathie

Osteopathie wurde am Ende des 19. Jahrhunderts durch den US-amerikanischen Arzt Andrew Taylor Still entwickelt und zählt heute zur Komplementärmedizin. Zusammengesetzt leitet sich der Begriff Osteopathie aus den altgriechischen Wörtern osteon für Knochen und pathos für Leiden her.

1864 erlagen zwei seiner leiblichen Kinder einer bakteriellen Hirnhautentzündung und kurz darauf starb auch ein Adoptivkind an Lungenentzündung, obwohl Still mehrere Ärzte zu Rate gezogen hatte. Er wandte sich von der etablierten Medizin ab und begann seine Kenntnisse in funktioneller Anatomie zu perfektionieren und medizinische Ansätze jener Zeit empirisch und kritisch zu untersuchen. Am 22. Juni 1874 wurde der „Banner der Osteopathie“ gehisst und 1891 wurde die American School of Osteopathy gegründet.

Still sieht seine rein manuelle Techniken als optimale Anpassung des Organismus und nicht als Korrektur. Die Selbstregulationsmechanismen des Körpers können sich entfalten und Symptome bzw Krankheiten werden verdrängt.

„Wenn alle Systeme des Körpers wohlgeordnet sind herrscht Gesundheit.“

„Gesundheit zu finden ist Aufgabe des Osteopathen. Krankheit kann jeder finden.“ A.T. Still

Die 5 Prinzipien der Osteopathie:

  1. Alles im Körper ist beweglich
  2. Es besteht eine Wechselwirkung zwischen Struktur und Funktion
  3. Der Körper ist eine Einheit
  4. Das Gesetz der Arterie (Flüssigkeiten): was gut versorgt ist, heilt schneller
  5. Die Selbstheilungsfähigkeit des Körpers

1917 starb A.T. Still an den Folgen eines Schlaganfalls.

 Für mich beinhaltet die Ausübung der Osteopathie vor allem die Aufgabe, meinen Patienten/innen emphatisch zu begegnen und sie als Menschen in ihrer ganzen Komplexität und Interaktion von Körper und Geist wahrzunehmen.

Die Osteopathie wird in Deutschland der Komplementärmedizin zugeordnet. Die Kosten für osteopathische Behandlungen werden daher im Gegensatz zu schulmedizinischen Behandlungsmethoden vielfach noch nicht von den Krankenkassen getragen.

Im Gegensatz zu Deutschland ist der Osteopath in Ländern wie den USA, Australien bereits ein anerkannter Beruf. Doch auch in Deutschland setzt sich aufgrund einer Vielzahl erfolgreicher Behandlungen langsam die Einsicht durch, dass die Osteopathie ebenso wie die Schulmedizin eine wirksame Behandlung zahlreicher Erkrankungen ermöglicht. So gewinnt die Osteopathie stetig an Bedeutung.

 

Osteopathie für Säuglinge und Kinder

Wie der Zweig gebogen wird, so wächst der Baum.“ Dr. William Garner Sutherland

Kinder sind nicht einfach kleine Erwachsene.

Ihre Anatomie und Physiologie unterscheidet sich vom Erwachsenen und bedarf einer besonderen und aufmerksamen Herangehensweise. Sie teilen ihre Beschwerden oft nicht mit oder können sie nicht in Worte fassen. So können vermehrtes Weinen, Schlaf- und Verdauungsstörungen Hinweise auf körperliche Funktionsstörungen sein.

Während der Schwangerschaft und Geburt ist der kindliche Körper oft großen Kräften ausgesetzt, die ihre Spuren hinterlassen. Besonders nach unnatürlichen Maßnahmen, die häufig nicht zu vermeiden sind, wie Zangen- oder Saugglockengeburten, Einleitung/Wehenmittel und Kaiserschnitt ist ein osteopathischer Check-up ratsam. Auch sehr schnelle oder sehr lange Geburten, Babys in Beckenendlage oder Sternengucker sollten sich zur Kontrolluntersuchung vorstellen.

So sind asymmetrische Haltung, asymmetrische Kopfform, Schiefhals, Reflux (übermäßiges Spucken), Koliken und Verdauungsstörungen verbreitete Symptome.

Später könnten daraus starke Skoliosen, Kieferprobleme, Sehstörungen, Entwicklungsstörungen, Lern- oder Konzentrationsstörungen entstehen und deshalb übernimmt die Osteopathie eine wichtige Bedeutung zur Prävention.

Im weiteren Verlauf können auch Unfälle, Stürze, Krankheiten und emotionale Erlebnisse Spuren hinterlassen und bedürfen einer besonderen, umsichtigen und aufmerksamen Herangehensweisen.

Kinder reagieren oft sehr schnell auf Osteopathie und es ist möglich mit wenig Aufwand eine große Wirkung zu erzielen. Sie empfinden die sanften Techniken oft als angenehm.

Osteopathie ist ab dem ersten Lebenstag möglich und sie kann später zu jeder Zeit erfolgen. Weitere Kontrollen im Verlauf der Entwicklung sind empfehlenswert um das Kind bzw. den Jugendlichen in seiner vollständigen Entfaltung zu unterstützen und ihm den Weg für seine optimale Entwicklung zu ebnen.

Weil diese umfangreichen Besonderheiten in der Kinderosteopathie im osteopathischen Studium nicht ausreichend unterrichtet werden, absolvierte ich am Osteopathie Institut Frankfurt eine weiter zweijährige Ausbildung zur Kinderosteopathin.